Wenn jemand zum ersten Mal von Atemtherapie hört, ist eine häufige, spontane Idee, dass in der Atemtherapie geatmet wird. Atmen tun wir ja sowieso immer. Aber um die Idee des richtigen (oder falschen) Atems geht es in der Atemtherapie eher selten.

Der Atem liegt an der Schnittstelle von Bewusstsein und Unterbewusstsein. Er kann zwar willentlich geführt werden, unser Körper atmet aber grundsätzlich von allein, ohne unser bewusstes Zutun. 

Uns stockt der Atem, etwas ist atemberaubend, wir atmen durch, wir haben einen langen Atem, wir schöpfen Atem oder wir ringen um Atem.

Wie wir atmen zeigt uns immer auch viel darüber, wie es uns gerade geht, was uns bewegt. In der Atemtherapie orientieren sich Therapeut:in, und je nach dem auch Kient:in, am Atemgeschehen. Der Atem dient als Leitseil für den Therapieverlauf.

Es geht (fast) nie darum, bewusst anders zu atmen als es gerade passiert. Hingegen kann es sehr wohl darum gehen, genau wahrzunehmen, wie der Atem gerade geschieht und dies zur Hilfe zu nehmen, um positiv auf den eigenen Körper, die eigene seelische Verfassung Einfluss zu nehmen. 

Die Methode der ganzheitlich integrativen Atemtherapie IKP eignet sich für ganz unterschiedliche Anliegen. Seien sie körperlicher, geistiger, emotionaler oder sozialer Natur.

Komplementäre Therapiemethode

Im Unterschied zu schulmedizinischen Methoden oder klassischer Psychotherapie wird in der Atemtherapie nie nur geredet und es werden auch keine Medikamente verschrieben. Dafür wird der Körper als Ressource viel stärker ins Zentrum gestellt. Körpergedächtnis und Körperwahrnehmung, Imaginationen und emotionale Tiefe sind wichtige Grundpfeiler der Atemtherapie.

Atemtherapie versteht sich nicht als konträr, sondern als komplementär zu schulmedizinischen Methoden. Je nach körperlichen oder psychischen Beschwerden ist eine psychotherapeutische oder ärztliche Abklärung/Begleitung unerlässlich.

Die Art und Weise, wie in der Atemtherapie gearbeitet wird ist sehr vielfältig. Es gibt Behandlungen auf der Liege, bei der der Körper des:der Klient:in bewegt, massiert, berührt wird. Dies kann auf der nackten Haut (meist am Rücken) oder über den Kleidern geschehen.

Es gibt aber auch bewegte und unbewegte Arbeitsweisen im Stehen/Sitzen oder im Gehen. Immer wieder geht es darum, den Kontakt mit sich selbst zu stärken und Erkenntnisse über das jeweilige Anliegen zu gewinnen. Dies passiert oft auch über Meditationen, Imaginationen, Zeichnungen, spontane Impulse und so weiter.

Es kann Sinn machen, sich bei Interesse für die Methode einfach einmal für eine Schnupperstunde anzumelden und zu schauen, ob die Arbeitsweise – und jeweilige:r Therapeut:in – zu einem passt.

Einstieg ins Thema

Als Einblick in die Arbeitsweise und das Thema Atemtherapie kann die Doku „Besser atmen gegen Stress“ von SRF Einstein angeschaut werden.

Übrigens

2021 wurde durch das EMR der aktuelle KAM-Bericht durchgeführt. Dieser zeigt, inwiefern komplementär- und alternativmedizinische Methoden in der Schweiz zum Einsatz kommen und wie deren Wirksamkeit durch die Bevölkerung eingeschätzt wird.

Ausserdem gibt es unter diesem Link ein informatives Booklet rund um das Thema Komplementärtherapie.

Liste möglicher Themenschwerpunkte für Atemtherapie

Diese Liste wurde vom Atemfachverband Schweiz zusammengestellt. Sie ist nach der Häufung der Themen in der Therapie geordnet, wie sie von Klient:innen in Anspruch genommen wird.

– Stress / Burnout
– Ängste / Panikstörungen
– Rückenbeschwerden
– Depressionen / depressive Verstimmungen
– Lebens- und Sinnkrisen
– Atemwegserkrankungen wie Asthma, COPD, Long Covid etc.
– Schlafstörungen
– Verspannungen
– Persönlichkeitsentwicklung
– Selbstwertthematik
– Schmerzen, vor allem chronische 
– Stimme
– Wechseljahresbeschwerden
– Atmung
– Kopfschmerzen / Migräne
– Trauer / Trennung / Umbruch
– Haltung
– Palliative Begleitung
– Hyperaktivität
– Geburtsvorbereitung / Schwangerschaft
– Beckenboden / Harninkontinenz